Bevölkerungszahl steigt auf 85,5 Millionen Menschen – Bonn mit Wachstumsplus von 7,7 Prozent

Die Bevölkerungszahl in Deutschland wird sich nach der zehnten Bevölkerungsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) in Bonn bis 2045 auf 85,5 Millionen Menschen erhöhen. Das entspricht einem Zuwachs von rund 800.000 Menschen bzw. 0,9 Prozent gegenüber 2023.
Hinter dem Wachstum auf nationaler Ebene verbergen sich jedoch große regionale Unterschiede. Während wirtschaftsstarke Großstädte
und ihr Umland sowie zahlreiche ländliche Regionen insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg weiterwachsen, verringert sich die Bevölkerungszahl in strukturschwachen Gegenden abseits der Metropolen weiter.

■ Bonn wächst stärker

Mit einem Wachstumsplus von 7,7 Prozent wächst Bonn stärker als die Städte Köln, Düsseldorf und Aachen. Die Forscherinnen und Forscher haben für Bonn eine Steigerung von 331.900 im Jahr 2021 auf 357.400 im Jahr 2045 prognostiziert. Die höchste Wachstumsrate der Großstädte in NRW hat Münster mit über 12 Prozent. Köln wächst um 5,3 Prozent auf 1,129.600 Einwohner, der Rhein-Sieg-Kreis um 2,2 Prozent auf 613.700 Einwohner. Zu den dynamischen Entwicklungsstädte Deutschlands gehört Bonns Partnerstadt Potsdam mit einer Bevölkerungsentwicklung von fast 15 Prozent. Potsdam wird in den kommenden
20 Jahren auf 210400 Einwohner wachsen.

■ Der Westen liegt vorn

Die meisten kreisfreien Städte und Landkreise mit Bevölkerungswachstum liegen in den alten Bundesländern. Das stärkste Wachstum – mehr als 14 Prozent bis zum Jahr 2045 – prognostiziert das BBSR für den Landkreis Ebersberg (Bayern) sowie die kreisfreien Städte Freiburg im Breisgau, Potsdam und Leipzig. In Ostdeutschland bleiben vor allem Berlin und weite Teile seines Umlandes auch in Zukunft auf Wachstumskurs. Dagegen werden zahlreiche strukturschwache Landkreise abseits der Metropolen an Bevölkerung verlieren.

■ Mehr Rentner

Die Zahl der Menschen im Rentenalter (67-Jährige und Ältere) erhöht sich dem BBSR zufolge bis 2045 bundesweit um 2,2 Millionen (+13,6 Prozent). In Regionen mit stark rückläufigen Bevölkerungszahlen wird das Durchschnittsalter laut BBSR überdurchschnittlich stark ansteigen. Im Jahr 2045 werden die Menschen in den Landkreisen Vorpommern-Rügen (Mecklenburg-Vorpommern), Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt), Altenburger Land (Thüringen), Greiz (Thüringen) und Spree-Neiße (Brandenburg) im Schnitt älter als 50 Jahre alt sein. Am anderen Ende der Liste stehen Universitätsstädte wie Frankfurt am Main, München oder Heidelberg. Die Bevölkerung wird in diesen kreisfreien Städten auch 2045 im Schnitt jünger als 41 Jahre alt sein. Bonn liegt – wie Berlin – bei einem Altersdurchschnitt von 42 Jahren. In den kreisfreien Städten wird laut Prognose die Zahl an Kindern und Jugendlichen bis 2045 zunehmen – in München, Landshut und Freiburg im Breisgau sogar um mehr als ein Fünftel. Das liegt daran, dass hier der Bevölkerungsanteil der jüngeren Frauen überdurchschnittlich hoch ist. Für Berlin und Leipzig rechnet das BBSR mit einem Anstieg von fast einem Fünftel.

■ Weniger Erwerbsfähige

Große regionale Unterschiede gibt es auch in der Bevölkerungsgruppe der erwerbsfähigen Bevölkerung (20- bis unter 67-Jährige). Deutschlandweit nimmt ihre Zahl bis 2045 um zwei Prozent ab. Während die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter in den Landkreisen Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt), Greiz
(Thüringen), Spree-Neiße (Brandenburg), Stendal (Sachsen-Anhalt) um 30 Prozent sinkt, prognostiziert das BBSR für die kreisfreien Städte München, Leipzig, Berlin und Potsdam ein Plus von mindestens zehn Prozent.

■ Neue Wohnkonzepte

Bundesbauministerin Klara Geywitz: „Zu den Herausforderungen zählt die Fachkräftesicherung, Integration, mehr altersgerechte Wohnungen, Digitalisierung in der Fläche und die Anpassung der sozialen Infrastrukturen. Wir brauchen neue Wohnkonzepte, bei denen Gemeinschaft und Rückzug möglich sind. Die Großstädte und ihr Umland werden weiterwachsen, die Nachfrage nach Wohnungen wird hier hoch bleiben. Die soziale Wohnraumförderung wird gerade dort weiter wichtig sein. Gleichzeitig wird das Wachstum der Großstädte eine Chance für viele ländliche Räume sein, wenn es gelingt, die Städte und Gemeinden als Wohn- und Unternehmensstandorte zu stärken.“ Dr. Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung im BBSR, ordnet die Ergebnisse wie folgt ein: „Die Bevölkerungsprognose zeigt: Deutschlands Bevölkerungszahl wächst weiter – durch Zuwanderung aus dem Ausland. Viele Menschen werden
weiterhin aus verschiedensten Gründen aus vielen Teilen der Welt nach Deutschland kommen. Ohne Zuwanderung aus dem Ausland würde die  Bevölkerungszahl Deutschlands im Jahr 2045 bereits deutlich niedriger liegen, weil die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten bei weitem übersteigen wird. In den strukturstarken Städten und Kreisen mit anhaltendem Bevölkerungszuwachs, die meist auch Wachstumsmotoren der deutschen Wirtschaft sind, wird es vor allem um die Befriedigung einer steigenden Nachfrage nach Wohnraum und sozialen Dienstleistungen wie zum Beispiel Bildung, Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung oder Pflege gehen.

Quelle: H&G Aktuell 07/24

Was die Wachstumsregionen auszeichnet

Die hochdynamischen Metropolen sind stark verdichtet und zeichnen sich durch ein immenses Bevölkerungs- und Beschäftigungswachstum aus. Ein hoher Anteil an Siedlungsflächen deutet außerdem auf zunehmende Nutzungskonflikte und geringe Potenziale in der Außenentwicklung hin. Die wachsenden Großstädte sind im Vergleich aller Großstädte nur durchschnittlich groß, zeichnen sich aber durch ein erhöhtes Bevölkerungs- und Beschäftigungswachstum aus. Der Pendlersaldo deutet auf eine hohe Arbeitsmarktzentralität hin, auch die Siedlungsdichte ist überdurchschnittlich. Der relativ geringe Urbanisierungsgrad lässt jedoch auf einen geringeren Wachstumsdruck im Vergleich zu den hochdynamischen Metropolen schließen. BBSR