Entscheidend für ein vorschriftgemäßes Vorgehen sind Beratung und Fachexpertise
Wie passen Denkmalschutz und Energetische Modernisierung zusammen? Dieser Frage ging die Bonner Energie Agentur (BEA) im Verlauf ihres letzten Infoabends am Donnerstag, 7. November, im Haus der Bildung nach. In drei Vorträgen und an sechs Beratungsinseln griff sie gemeinsam mit kompetenten Partnern ein spannendes Thema auf, das in Bonn mehr als 4.000 Baudenkmäler betrifft. Das große Interesse spiegelte sich in der hohen Besucherzahl von 60 Gästen wider.
Während vieler dieser Gebäude mit stoischer Ruhe auf die Jahrzehnte und Jahrhunderte zurückblicken, stellen sich immer mehr Bewohner*innen die akuten Fragen unserer Tage: Wie kann ich die Energiebilanz verbessern, um das Klima zu schützen? Welche zukunftsfähigen Heizsysteme eignen sich? Was ist generell machbar, um den Wohnkomfort zu erhöhen?
Was machbar ist, beantwortete Katrin Bisping, Leiterin der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Bonn, den 60 Gästen des Infoabends gleich zu Beginn mit klaren Worten: „Machbar ist das, was im Einklang mit dem Denkmalschutzgesetz in NRW steht. Seit 1980 legt es fest, dass jegliche Veränderung genehmigungspflichtig ist, und sei es nur ein Neuanstrich im gleichen Farbton.“ Die Stadtkonservatorin bot sich und ihr Team als aufgeschlossene, einfach erreichbare Ansprechpartnerinnen an, die außerhalb der Sprechzeiten im Stadthaus auch Hausbesuche machen. „Da die Erhaltung Ihres Hauses im öffentlichen Interesse steht, wollen wir gemeinsam mit Ihnen alle Belange übereinander bringen und gemeinsam mit Ihnen zur individuell bestmöglichen Lösung finden.“
Einen praxisbezogenen Eindruck solcher Lösungen präsentierte anschließend Paul Martini als Vertreter des Bund Deutscher Architekten (BDA). Seine Modernisierungsbeispiele zeigten leicht nachvollziehbar, wie der moderne Denkmalschutz nicht nur Werte erhält, sondern auch neue Werte schafft. Das reichte vom Kastenfenster über ertüchtigte historische Heizkörper bis hin zu einem ausgebauten Dachgeschoss. Das Beispielhafte band der Architekt abschließend in die Botschaft ein: „Für alles gibt es eine Lösung, allerdings braucht es einen abgestimmten Denkmalsanierungsfahrplan, um dem Gebäude und allen Anforderungen gerecht zu werden.“
Dass jegliche Modernisierungsmaßnahmen in einer Wechselwirkung zu einander stehen, betonte auch Bauphysiker Lars Klitzke: „Wir müssen immer über Maßnahmen sprechen, die auf das Gesamtsystem abgestimmt sind.“ Klitzke, der selbst ein Haus aus dem Jahr 1630 bewohnt, das heute als Plus-Energie-Haus allen Anforderungen des Denkmalschutzes gerecht wird, sprach auch von der Faszination eines Baudenkmals. Seine Eigentümer würden eben nicht nur unter der Gesetzespflicht zur Nutzung, zur Instandhaltung und Pflege des Denkmals stehen, sondern besäßen auch ein Gebäude mit einzigartigem Charakter und Charme.
Persönliche Beratung an Thementischen und am Praxis-Stand
Viele Interessent*innen nutzten nach den Vorträgen rund zwei Stunden lang die Chance, sich persönlich beraten zu lassen. Neben den drei Referent*innen boten sich weitere gefragte Experten an:
- Markus Dosch informierte seitens SWB Energie und Wasser über die verschiedenen Möglichkeiten, ein Baudenkmal umweltfreundlich zu beheizen. Eine ebenso bequeme wie klimafreundliche Möglichkeit: Fernwärme.
- Die Energieeffizienz-Partner Bonn-Rhein-Sieg erläuterten die handwerkliche Umsetzung verschiedener Sanierungsmaßnahmen und das Zusammenspiel der Gewerke.
- BEA-Berater Andreas Scholz hatte hilfreiche Antworten auf Fragen zu Fördermitteln der KfW und zum Energiesparen im Denkmal. Als Anschauungsmaterial zeigte er Muster von verschiedenen Dämm-Materialien.
Stephan Herpertz von der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW in Bonn mit gutem Rat zur Verfügung. Sein aktuelles Angebot zum Thema, Anmeldung bis 30.11.19: Energieberatung vor Ort kostet Besitzer denkmalgeschützter Gebäude nur 30 statt 60 Euro.